Frau Kapital und Dr. Marx
Foto: Dennis Kupfer

Frau Kapital und Dr. Marx

Musiktheaterspiel

Text: Christa Weber und Karl Marx (Liedtexte von Friedrich Engels, Karl Marx, Bertolt Brecht, Nazim Hikmet, Johannes Most, Wladimir Majakowski, Günter Neumann, Erich Weinert und Christa Weber)
Musik: Christof Herzog
Mit Raiko Hannemann/Christof Herzog, Martin Orth und Christa Weber
Regie: Christa Weber
Produktionsleitung/Regieassistenz: Dennis Kupfer

Wir bringen das Hauptwerk von Karl Marx Das ‘Kapital’ - Erster Band in 100 Minuten auf die Bühne: anschaulich, unterhaltsam, unakademisch, humorvoll wie tiefgründig, die Aktualität untersuchend. Unser Musiktheaterspiel greift wesentliche Inhalte vom Kapital auf: Ware, Gebrauchswert, Tauschwert, Ware Arbeitskraft, Mehrwert, Ursprüngliche Akkumulation. Die Musik von Christof Herzog setzt die Tradition von Kurt Weill und Hanns Eisler fort. Unseren Blick richten wir auf die politischen Möglichkeiten der Gegenwart, denn darauf, so Marx, kommt es an.

Wir meinen, in einer Zeit zunehmender Arbeitslosigkeit, zunehmender Arbeitshetze, zunehmendem Druck und Verunsicherung, wäre es für jeden hilfreich, sich mit diesem Werk beschäftigten. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich von seinen Lebensumständen ein Bild zu machen. Wer stellt sich heutzutage nicht die Frage: Warum werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer? Woher kommt die Arbeitslosigkeit? Warum gibt es so viele Obdachlose? Warum gibt es Kriege? Auf all diese Fragen findet man bei Marx im ‘Kapital’ Antworten.


Termine:

Sa., 27. Januar 15.30 Uhr - Wuppertal, Historisches Zentrum
Fr., 16. Febr., 19:30 Uhr, Regenbogenfabrik Berlin Kreuzberg, Lausitzer Str. 22
Do, 5. April 20 Uhr Regenbogenfabrik Berlin Kreuzberg
Fr., 6. April 20 Uhr Kreativhaus Berlin Mitte
So., 29. April 18 Uhr in Leipzig, Ost-Passage Theater, Konradstr. 27, 04315 Leipzig
So., 6. Mai, 11 Uhr Martinee Haus Kontakt, Duisburg
Fr., 11. Mai 20 Uhr Musikbrennerei Rheinsberg
So., 13. Mai 11 Uhr Matinee in Nürnberg, Villa Leon
15. Mai 20 Uhr Regenbogenfabrik Berlin Kreuzberg, T. 030 695795 0
26. Mai 20 Uhr Wasserturm Berlin-Kreuzberg, Kopischstraße 7
15. Juni 19 Uhr Frauentreff Hellma, Marzahner Promenade 41
24. Juni 11 Uhr theater tri-bühne, Eberhardstr. 61a, Stuttgart
Sa., 8. Sept. 15 Uhr UZ-Pressefest Revierpark Wischlingen Dortmund
Sa., 29. Sept. Quedlinburg, 19 Uhr
Sa., 6. Okt. 19 Uhr Die Linke Speyer
So., 7. Okt. 19.30 Uhr Tuchfabrik Trier e. V.
3. Nov. 19 Uhr Wien Jugendtreff/RÄP,Polgarstraße 30a, 1220 Wien
17. Nov. 19 Uhr Münster Odak e.V. Bennohaus Münster
2. Dez. 20 Uhr Zürich, Volkshaus
16. Jan. 2019 BAIZ, Berlin Schönhauser Allee 26A 20 Uhr
24. April 2019 19:30 Uhr Regenbogenfabrik Berlin Kreuzberg
30. April 2019 Ver.di Nürnberg
26. Oktober 2019 - 20 Uhr - Kultur- und Bürgerzentrum BREITE 63,
Breite Straße 63, 66115 Saarbrücken–Malstatt


Frau Kapital und Dr. Marx


Weitere Fotos unter: www.nrhz.de
Kritik WZ (Westdeutsche Zeitung: Zu Ehren von Karl Marx)
vom 29. Januar 18:

"Amüsant wurde es im Anschluss mit der Bühnen-Aufarbeitung der Marxschen Thesen durch „Frau Kapital und Dr. Marx“. Christof Herzogs Musik im Stil von Kurt Weill begleitete Chansons und freche Dialoge, bei denen Christa Weber aufgedonnert als Kapitalistin von „Dr. Marx“ gnadenlos entlarvt wurde. „Seit 200 Jahren kommst Du mir in die Quere“, giftete die mit Gold behängte Kapitalistin den Mann an, der die Welt veränderte. Scharfzüngiges politisches Kabarett, das einen ebenso anspruchsvollen wie unterhaltsamen Nachmittag abschloss."


Kritik KAB Trier http://www.kab-trier/

Interview in der Tageszeitung Junge Welt am 16. 2. 2018

»Das Publikum hat die Ausweglosigkeit satt«
Heute findet die Berlin-Premiere von »Frau Kapital und Dr. Marx« statt.
Ein Gespräch mit Christa Weber

Ende Januar fand in Wuppertal vor 140 begeisterten Zuschauern die Uraufführung des Musiktheaterspiels »Frau Kapital und Dr. Marx« des Berliner Weber-Herzog-Musiktheaters statt - der erste Band vom »Kapital« in 100 Minuten. Ihr Stück »Frau Kapital und Dr. Marx« bringt Grundsätze der materialistischen Geschichtsauffassung und zentrale Ideen des »Kapital« auf die Bühne. Aus meiner Sicht haben Sie das ausgewählt, worauf es Marx ankam. Woher haben Sie diese Kenntnisse?

Durch die Finanzkrise 2008 war unser Interesse an ökonomischen Zusammenhängen geweckt. Deshalb nahmen Christof Herzog und ich an einem »Kapital«-Lesekreis teil, die Studenten der Humboldt-Uni Berlin ins Leben gerufen hatten. Unsere Gruppe, anfangs waren wir um die 25 Teilnehmer, arbeitete sich durch alle drei Bände, wir lasen sogar im Anschluss - mittlerweile waren wir noch acht Interessierte - »Das Finanzkapital« von Rudolf Hilferding und von Rosa Luxemburg »Die Akkumulation des Kapitals«, bis wir uns schließlich an die »Grundrisse der politischen Ökonomie« wagten - Marxens Vorarbeit zum »Kapital«. Es waren keine Fachleute für Ökonomie, Dialektik oder historischen Materialismus dabei, wenn wir etwas nicht verstanden, diskutierten wir so lange, bis sich uns der Text erschloss.

Sie treffen auch die Argumente der Gegenseite, die Hauptmythen der bürgerlichen Ökonomie sehr genau, finde ich.

Mit einigen beschäftigt sich Marx selbst, er zerpflückt sie genüsslich im »Kapital« oder auch in »Lohn, Preis und Profit«. Im Lesekreis waren zudem Studenten, die sich mit der bürgerlichen Ökonomie beschäftigten. Sie brachten diese Theorien immer wieder in die Diskussion ein.

Erfordert es Mut, derart abstrakte Gegenstände auf die Musiktheaterbühne zu bringen?

Es war - jedenfalls zu Anfang - kein Mut, sondern das Bedürfnis, unsere Kenntnisse weiterzugeben. Wir waren begeistert vom »Kapital«, und speziell vom ersten Band. Die ersten Ideen für ein Stück hatte ich schon vor sieben, acht Jahren, verwarf sie aber. Dann fiel mir der jetzige Anfang, also die Situation ein, dass sich Marx und Frau Kapital um die Bühne streiten und kurze Zeit später kam ich auf die Schlussszene: Marx übernimmt die Rolle von Sigmund Freud und Frau Kapital beichtet auf der Couch liegend ihre Kindheit, also die Entstehung des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation. Schwierig war allerdings der Mittelteil, da hat mich oft der Mut verlassen. Ich habe das Stück immer wieder weggelegt und zu Christof Herzog gesagt: Ich pack das nicht! Das wird zu trocken. Ganz wichtig war mir die historische Rolle der Arbeiterklasse, also aller abhängig Beschäftigten. Dass nur sie es sind, die diese kapitalistische Produktionsweise vernichten und das Privateigentum in Gemeineigentum überführen können. Nur diese Klasse kann die allgemein menschliche Emanzipation vollbringen.

Und wie brachten Sie das dann in eine dramatische Form?

Christof Herzog ermunterte mich immer wieder, zur Auflockerung des Stückes Lieder einzubauen. In einer meiner ersten Fassungen wollte ich Jugendgedichte von Marx verwenden, davon kam ich wieder ab, weil sie teilweise zu romantisch oder zu Sturm-und-Drang-mäßig daherkommen. So schlug ich Christof Herzog Marx-Zitate aus dem »Kapital« vor, Gedichte von Bertolt Brecht, Nazim Hikmet, Wladimir Majakowski u. a. Ein paar Liedtexte habe ich selber verfasst. Damit das Stück nicht in einen trockenen Akademismus verfällt, sollte die Musik einen betont eingreifenden Charakter haben und verschiedene Haltungen zum Text entwickeln.
Wie entstanden die Figuren der »Frau Kapital« und des »Arbeiters«?

Zuerst wollte ich ein Stück für viele Personen schreiben, für eine Laienspielgruppe. Aber da wir immer wieder Terminschwierigkeiten hatten, schränkte ich es auf zwei Personen plus Klavierspieler ein. Frau Kapital - natürlich eine allegorische Figur - sollte im Gegensatz zu der Marx-Figur eine eher chaotische, anarchische, verspielte und sehr schillernde Ausstrahlung haben. Der Pianist sollte hin und wieder als Arbeiter agieren und andeutungsweise einen Entwicklungsprozess durchlaufen. Mit Martin Orth haben wir einen sehr guten Griff getan, denn nicht jeder Pianist ist bereit und fähig, schauspielerisch zu agieren.
Woher nehmen Sie den Optimismus am Ende des Stückes?

Als Kommunisten fühlen wir uns dem Optimismus gleichsam verpflichtet. Wir spüren, dass das Publikum inzwischen nach einer Utopie lechzt, und diese zelebrierte Ausweglosigkeit in der Kunst - alles ist Scheiße, die Welt ist schlecht, der Mensch ist schlecht - langsam satt hat. Der Sozialismus bietet die einzige Möglichkeit für jedes Individuum, sich frei zu entfalten. Die ersten Versuche liegen hinter uns, wir können die begangenen Fehler auswerten und werden beim nächsten Versuch neue machen. Aber wir werden weiter voranschreiten - falls das Kapital nicht alles in Schutt und Asche bombt. Es liegt schließlich auch in unserer Hand, dies zu verhindern.

Interview: Arnold Schölzel
Christine Ziegler schreibt über das Stück:
http://ewamaria2013texts.wordpress.com/
Das Musktheaterspiel Frau Kapital und Dr. Marx wurde gefördert durch:

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